Die SPD–Kreistagsfraktion macht sich für einen konsequenten Ausstieg aus dem Projekt „Bossard neu denken/Kunsthalle Lüneburger Heide“ stark. In einem Antrag an den Kreistag fordert die SPD die Aufhebung des Kreistagsbeschlusses vom 18.12.2019, mit dem der Landkreis Harburg der Betrag von 2 MioEuro für die Stiftung „Kunststätte Johann und Jutta Bossard“ bereitgestellt hatte.
„Wir beantragen außerdem die Lösung des Bereichs Kultur vom Ausschuss für Schule, Sport und Kultur. Die Belange der Schulpolitik und des Sports im Landkreis Harburg werden zunehmend mehr Zeit und fachliche Kapazitäten binden. Die Berücksichtigung von notwendigen Diskussionen um Bossard und anderen wichtigen Projekten dürfte deshalb nur begrenzt möglich zu sein, gleichzeitig beantragt die SPD-Kreistagsfraktion die Bildung eines Ausschusses für Kunst und Kultur“, so Klaus-Dieter Feindt.
Dieser Ausschuss erhalte den Auftrag, sich intensiv um diesen Bereich – Bestandspflege, Weiterentwicklung, Forschung - im Landkreis Harburg zu kümmern. „Die Zukunft der Kunststätte Bossard unter dem Gesichtspunkt der Verantwortung des Landkreises, den Zweck der Stiftung Johann und Jutta Bossard zu erfüllen, wird nur ein Thema des Ausschusses bilden“, erläutert Feindt weiter. Dabei gehe es nicht darum, die Kunststätte Bossard für neue Besuchergruppen zu erschließen und deren Bekanntheitsgrad zu steigern! Das Verhältnis Bossards zu Nationalsozialismus und Antisemitismus sei bekannt und müsse hinsichtlich der Zukunft der Kunststätte in einem Ausschuss für Kunst und Kultur weiterbearbeitet werden.
Wie ist es zu diesem Umdenken gekommen, hatte die SPD doch im vergangenen Jahr die ehrgeizigen Pläne des mit einem Gesamtvolumen von 10,76 Mio. Euro veranschlagten Projekts „Kunsthalle Lüneburger Heide“ mehrheitlich unterstützt?
„Die Diskussionen der letzten Monate haben eines deutlich werden lassen: Das Projekt „Bossard neu denken/Kunsthalle Lüneburger Heide“ bringt zwangsläufig eine Nähe zu Johann Bossard als Antisemit und Nazi mit sich. Er würde unweigerlich in den Mittelpunkt dieses geplanten Projektes gestellt und persönlich aufgewertet“, ist sich der Fraktionsvorsitzende Tobias Handtke sicher.
Daran könnten alle möglichen - um seine Kunstwerke herum platzierten – Themen, Ausstellungen usw. nichts ändern. Die dringend notwendige Aufarbeitung, beispielsweise der Rolle von Künstler*Innen im Landkreis Harburg vor, während und nach der Zeit des Nationalsozialismus, werde so an den Rand gedrängt. Wir müssen uns ein umfassendes Bild von Kunst und Kultur im Landkreis Harburg machen ohne einseitige Beeinflussung.
„Diese Tatsache haben wir leider unterschätzt -. Wir als Sozialdemokrat*Innen sehen uns hier in einer besonderen Verantwortung!“ so Tobias Handtke.
Wenn der Landkreis Harburg ein derart aufwändiges Projekt unterstützen wolle, müsse es der gesamten Kunst zugutekommen. „Dafür brauchen wir nicht die „Bossardsche Kulisse“, aber umso mehr einen unbelasteten Neuanfang für dieses Projekt“, macht Elisabeth Brinkmann für die SPD-Kreistagsfraktion deutlich.
Elisabeth Brinkmann / Klaus-Dieter Feindt / Tobias Handtke
Den Antrag der SPD-Kreistagsfraktion LK Harburg an den Kreistag lesen Sie hier:
Quelle: PM der SPD Kreistagsfraktion LK Harburg vom 15.06.2020